Widerstand gegen die Bundeslager

Der Widerstand gegen die Bundeslager ist vielfältig. Dabei spielt die eigene Position und Rolle innerhalb dieser Maschinerie eine bedeutende Rolle. Ist man selbst in den Lagern eingesperrt, sind die Möglichkeiten andere, als wenn man nicht direkt von dieser rassistischen Politik betroffen ist. Diese Ausstellung ist von Menschen gemacht, die ausserhalb der Bundeslager Widerstand leisten, daher wurde auch aus dieser Position geschrieben.

Alle können und sollen sich eine Meinung zum Thema Bundeslager, Asylgesetze und Bewegungsfreiheit bilden und sich positionieren. Es ist möglich und wichtig, dass man sich organisiert und sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung stellt. Anstatt die Verantwortung an Politiker*innen abzugeben, können wir uns hier und jetzt zusammenschliessen und kollektiv neue Handlungsansätze finden. Für das selbstorganisierte, kollektive Handeln gibt es unzählige Möglichkeiten, einige davon werden auf diesem Plakat vorgestellt.

Besetzung
In Zürich, Genf, Lausanne und auch an anderen Orten gab es mehrere Besetzungen von Menschen, die vom Migrationsregime direkt betroffen sind. Durch diese Besetzungen wollen sie Raum ausserhalb der einsperrenden Asyllager schaffen, in dem sie sich autonom organisieren können. Ausserdem können solche Räume als Vernetzungspunkte dienen. → Zitat (Kasten)

Im Winter 2015 wurde das damals leerstehende Zieglerspital in Bern besetzt. Diese Besetzung fand als Protest gegen das geplante temporäre Bundeslager statt. Aufgrund der angedrohten Räumung blieb es bei einer symbolischen Besetzung mit einem Informationswochenende. Durch diese Besetzung kam es einerseits zu einem Austausch, andererseits zu einer öffentlichen Wahrnehmung und Thematisierung der Kritik an den Bundeslagern.

Sabotage und Direkte Aktion
Durch regelmässige angedrohte und durchgeführte Sabotageaktionen gegen eine Transportfirma, welche in Zürich die Menschen täglich vom Testbetrieb zu einem unterirdischen Zivilschutzbunker fuhr, zog sich diese aus dem Auftrag zurück. Dadurch konnte der reibungslose Ablauf des menschenverachtenden Systems gestört werden.

Im Herbst 2016 wurden noch während der Zeit des Umbaus des heutigen Bundeslagers in Giffers durch eine Sabotageaktion ein Wasserschaden ausgelöst. Dadurch wurde die Inbetriebnahme um ungefähr ein halbes Jahr verzögert und die Kosten wurden massiv erhöht.

Seit 2017 wird in Basel das Bässlergut-Gefängnis ausgebaut, gleichzeitig entsteht dadurch mehr Platz für den Ausschaffungsknast. Auf dieses Bauprojekt folgte ein breiter, regionenübergreifender Widerstand. Mehrere beteiligte Firmen wurden angegriffen, insbesondere die bauleitende Firma „Implenia“.

Gegeninformation und Recherche
In mehreren Städten entstanden in den letzten Jahren Zeitungsprojekte rund um das Thema Migration und Asylmaschinerie. Die Zeitungen werden von direkt betroffenen und von solidarischen Menschen erstellt. So gibt es zum Beispiel das „Fiasko“ aus Basel, die „Renitente“ aus Luzern und das „enough“ aus Zürich.

Auf mehreren Webseiten werden zudem Informationen und Recherchen gesammelt (→ siehe Plakat „Selbstverständnis und weiterführende Links“)

Im Moment sind die Diskurse rund um das Thema Migration stark von bürgerlichen Medien geprägt. Dies führt dazu, dass oft nur die Perspektive der Privilegierteren gehört wird. Daher ist es wichtig, Gegeninformationen zu sammeln, die Stimmen der Betroffenen zu hören sowie autonome Medien aufzubauen und zu verbreiten, um so die gesellschaftlichen Diskurse zu verändern.

Aktionen im öffentlichen Raum
In den letzten Jahren gab es unzählige Demonstrationen und andere Aktionen gegen Grenzen und Lager im öffentlichen Raum. Dabei wird die Wut auf die Strassen getragen, Kritik in den öffentlichen Raum gebracht oder Druck ausgeübt.

Bei angekündigten Kundgebungen von rechten Parteien oder Gruppierungen werden immer wieder Gegenproteste angedroht und durchgeführt. Schon mehrmals konnten so die geplanten Veranstaltungen verhindert oder gestört werden.

Widerstand in den Lagern
Die Menschen, die in den Lagern leben müssen, leisten täglich Widerstand. Da erst drei Bundeslager in der Testphase sind, gibt es erst wenige Erfahrungen zu spezifischem Widerstand gegen die Bundeslager. In den bisherigen Asyllagern gab es immer wieder kleinere oder grössere Aufstände, bei denen zum Beispiel das Inventar zerstört oder der Sicherheitsdienst angegriffen wurde. So zum Beispiel Anfang 2018 in Kriens. Diese Aufstände entstehen oft im Zuge von weiteren Verschärfungen und drücken die Wut der betroffenen Menschen aus.

Die durchdringende Repression und die möglichen negativen Konsequenzen auf den Asylentscheid halten viele Menschen davon ab, sich zu wehren. Ausserdem fehlt häufig eine spürbare Solidarität von aussen, welche die Menschen in ihrem Widerstand bestärken könnte.


Übersetztes Zitat aus einem Interview von Ajour-Mag mit einer Person aus der Besetzung in Zürich:
Für diese Gruppe ist die Besetzung eine Reaktion auf die Repression in den Camps. Die Bedingungen in den Lagern sind nicht für Menschen. Es bringt die Menschen dazu, nach anderen Orten zu schauen, wo sie in Gesellschaft leben können. Einen Platz in der Gesellschaft zu haben ist grundlegend für einen Menschen. Wir sahen also die leeren, verlassenen und verwüsteten Häuser in Zürich und dachten, wieso nicht dort leben? Wieso nicht dort leben, anstelle der Bunker, wo du wie in einem Gefängnis lebst, wo du keinen Raum zum Handeln und Rebellieren für unsere Freiheit hast?